Als das Projekt GACP im Jahr 1995 vorbereitet wurde, galt die große Sorge der Rekrutierung von geeigneten kambodschanischen Mitarbeitern. Das Land war aufgrund des langen Bürgerkriegs vollständig ausgeblutet. Es gab keine ausgebildeten Fachkräfte. Schnell war klar, dass das Khmer -Team im Projekt ausgebildet werden musste.

Als das Projekt 1997 offiziell genehmigt wurde, konnten dann auch die ersten drei Kambodschaner eingestellt werden und ihr Training begann. Alle Teilnehmer im GACP trugen zu ihrer Ausbildung bei: der Projektleiter, die ersten deutschen Studenten der Fachhochschule Köln, der Projektrestaurator und die beteiligten deutschen Experten.

Die drei Khmer-Teammitglieder lernten schnell und sehr zielstrebig, sie setzten Ihren ganzen Ehrgeiz daran, bei dem Erhalt ihres eigenen kulturellen Erbes mitwirken zu können. Noch heute gehören sie nach 10 Jahren weiter dem GACP-Team an.

Heute ist das Team auf 27 Mitarbeiter angewachsen. Einen großen Teil der Ausbildung führen nun die altgedienten Khmer-Restauratoren der ersten Generation durch. Neben 19 ausgebildeten und werdenden kambodschanischen Restauratoren arbeiten nun auch Dokumentationskräfte und Computerspezialisten, die Betreuerin des Informationszentrums am Angkor Vat Tempel, ein Fahrer und ein Buchhalter in dem Projekt. Nicht zu vergessen, die Hausdame und die Köchin des Projekt-Hauses, in dem die Projektbeteiligten aus dem Ausland während ihrer Mitarbeit wohnen.

Viele Studenten aus dem Ausland, aber auch aus Kambodscha haben die Chance genutzt, im GACP mitzuarbeiten und viele neue Erfahrungen zu sammeln. Bereits über 70 Studenten sind es bis heute, die Praktika oder ihre Diplomarbeit im Rahmen des Projektes gemacht haben. Die meisten sind Studenten des Projektleiters an der Fachhochschule Köln, aber auch von anderen Hochschulen im In- und Ausland kommen sie um mitzuarbeiten.

Konservierung ist kein einfaches Geschäft. Jede Maßnahme ist auch mit einem Risiko für das Denkmal verbunden, viele Schäden, die heute an unseren Denkmälern auftreten, sind mit ungeeigneten Erhaltungseingriffen verbunden. Auch in Angkor will die praktische Arbeit gut vorbereitet sein. Wissenschaftler aus verschiedenen Spezialgebieten: Konservierungswissenschaft, Materialwissenschaften und Bauphysik, Geologie und Mineralogie, Mikrobiologie, Chemie und Architektur helfen dabei.

Die Mithilfe aus dem Ausland erfolgt unentgeltlich, die Studenten bewerben sich um Stipendien oder sparen für den Aufenthalt im Projekt, die Wissenschaftler arbeiten ohne Honorar. Nur so ist die Durchführung des Projektes überhaupt möglich.

Ein Tag im Leben des Teams

Der Tag beginnt früh in Kambodscha, 6 Uhr klingelt der Wecker und der Tag beginnt. Ein kleines Frühstück, kurze Lagebesprechung für den Tag. Zur Zeit ist der Projektleiter vor Ort, das muss ausgenutzt werden, es gibt immer so viele Fragen.

Um 7 Uhr wird es dann umtriebig im GACP-Projekthaus in der Slo Kram Village in Siem Reap. Die kambodschanischen Teammitglieder treffen ein. Früher kamen alle mit dem Fahrrad, heute schon mehrheitlich mit dem Moped. Sie winken lachend den deutschen Mitarbeitern zu, hocken sich dann zusammen und erzählen. Der Fahrer bereitet das Projektauto für die Fahrt zur Arbeitsstelle vor, Trinkwasser wird eingeladen.

Der kambodschanisch „Site Manager“ und der Verwalter wollen noch Fragen mit dem Projektleiter klären, also gibt es einen kurzen Aufschub. Auch die Köchin möchte wissen, wie viele GACP Mitglieder zum Abendessen kommen, schließlich muss sie ja einkaufen.

Dann geht es los zum Angkor Vat Tempel. Die Khmer Restauratoren verteilen sich auf den verschiedenen Gerüsten, Alle wissen, was sie zu tun haben, der „Site-Manager“ des Teams hat alle eingeteilt. Alle haben ihre eigene Baustelle, sie arbeiten lange Zeit an derselben Stelle, sie sind für die Arbeit dort verantwortlich.

Auch die Studenten, die ein Praxissemester im GACP absolvieren, haben ihren eigenen Bereich, ein Giebelfeld über einem Durchgang z.B. Hier führen sie alle notwendigen Voruntersuchungen und Konservierungsarbeiten einschließlich der Dokumentation selbst durch. Meist haben sie einen erfahrenen Khmer Restaurator an ihrer Seite.

Ist eine Baustelle fertig gestellt, so muss die nächste geplant werden. Nach Absprache mit dem Verantwortlichen bei APSARA (Kambodschanische Denkmalpflegebehörde) wird der nächste Arbeitsbereich ausgewählt und eingerüstet. Manchmal erleben die Wissenschaftler und Restauratoren dort dann ein blaues Wunder: ein Giebelfeld, das von unten noch gut erhalten wirkte, hängt in großen Teilen nur noch an einem seidenen Faden und muss sofort notgesichert werden, bevor die eigentliche Arbeit beginnen kann. Aber es gibt auch angenehme Überraschungen, manchmal sind die Schäden auch nicht so stark wie befürchtet.

11:30: Mittagsessenszeit. Gemeinsam fährt das Team zu einem der kleinen „Restaurants“, eher kleinen Buden vor dem Angkor Vat, in denen günstig und nahrhaft gekocht wird. Natürlich gibt es viel Reis, Suppe, etwas Fisch und scharfe Saucen und kambodschanischen Tee zum trinken. Dann geht es zurück zur Arbeitsstätte und zur kurzen Siesta, es ist heiß jetzt unter den Planen auf den Gerüsten, eine kurze Ruhe an einem kühleren Fleck des Tempels ist nötig. Jeder hat seinen bevorzugten Ruheplatz, in einem Fenster, an einer ruhigen Stelle auf dem Boden oder an einem luftigen Ort auf dem Gerüst. Kräftesammeln für 30 Minuten, dann geht es wieder an die Arbeit.

Geduldig und sorgfältig arbeitet das kambodschanische Team, sie sind die Stützen des Projektes. Ohne eine so zuverlässige und fachgerechte Durchführung wäre selbst das beste Konservierungskonzept zum Scheitern verurteilt!

15:30: so langsam geht die Arbeit dem Ende zu, vorbereitete Konservierungsmaterialien werden aufgebraucht, Werkzeuge und Material zusammengepackt und in Kisten auf dem Gerüst eingesperrt oder zum Projekt-Informationszentrum getragen. Leider wird auch manchmal etwas gestohlen, selbst auf den hohen Gerüsten sind die Geräte nicht mehr sicher.

16:00 ist Abfahrt mit dem Projekt-Auto wieder zurück nach Siem Reap.

So läuft das Arbeitsprogramm fünf und einen halben Tag in der Woche, meist sind alle da, motiviert und fröhlich, nur selten fehlt einmal einer wegen Krankheit oder wegen Krankheit in der Familie. Ihnen allen verdankt das Projekt seinen guten Ruf und die guten Ergebnisse der täglichen Arbeit!

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